Kinderrechte, körperliche Selbstbestimmung und sexueller Kindesmissbrauch sind die Themen des Theaterstücks „Trau dich! Ein starkes Stück über Gefühle, Grenzen und Vertrauen“. Das Stück ist das zentrale Element der bundesweiten Initiative „Trau dich!“ zur Prävention des sexuellen Kindesmissbrauchs des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Im September 2020 startete die Kooperation zwischen „Trau dich!“ und dem Land Sachsen-Anhalt. Als fünftes Bundesland erhält Sachsen-Anhalt heute die Lizenz zur eigenständigen Weiterführung der Initiative von BMFSFJ und BZgA. Dies ist der Startschuss für die dauerhafte Etablierung der Initiative in Sachsen-Anhalt. Die Schirmherrschaft hat Bildungsministerin Eva Feußner übernommen.
Seit dem Start der Initiative im September 2020 haben bisher rund 1.120 Kinder von 22 Schulen das Theaterstück in verschiedenen Kommunen in Sachsen-Anhalt gesehen. Bis zum Ende der ersten Landestour von „Trau dich!“ im Frühjahr 2022 wird die Initiative insgesamt über 2.200 Mädchen und Jungen in Sachsen-Anhalt erreicht haben.
Ziel von „Trau dich!“ ist es, Mädchen und Jungen zwischen acht und zwölf Jahren über ihre Rechte aufzuklären, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und sie zu informieren, wo sie im Falle eines Übergriffs Hilfe finden. Zusätzlich werden Lehrkräfte und Eltern über Unterstützungsangebote in der Region aufgeklärt und dazu ermutigt, sich mit dem Thema sexualisierte Gewalt auseinanderzusetzen.
Christine Lambrecht, geschäftsführende Bundesfamilienministerin, betont: „Immer noch erleben zu viele Kinder in Deutschland sexualisierte Gewalt in Familien, Schulen, Freizeiteinrichtungen und immer häufiger in digitalen Medien. Wir müssen alles tun, um diese schwere Form von Gewalt zu verhindern und Betroffenen zu helfen. Die Initiative ‚Trau dich!‘ zeigt, wie die Prävention von sexualisierter Gewalt gelingen kann: Fachkräfte weiterbilden, Eltern informieren, Kinder stärken und vor allem Schulen und Fachberatungsstellen besser vernetzen. In Sachsen-Anhalt haben bereits viele Kinder das Theaterstück gesehen. Fachkräfte und Eltern wurden weitergebildet und in die Vor- und Nachbereitung des Stückes eingebunden. Mit digitalen Fortbildungsangeboten für Fachkräfte stärken wir – trotz der Pandemie – den Kinderschutz. Ich freue mich, dass Sachsen-Anhalt die Initiative dauerhaft weiterführen wird. So werden noch mehr Kinder, Eltern und Schulen von der Initiative profitieren.“
Frank Diesener, Staatssekretär des Ministeriums für Bildung des Landes Sachsen-Anhalt, erklärt: „Jeder Fall von sexuellem Missbrauch und sexueller Gewalt macht betroffen. Das reicht aber nicht aus. Wir müssen gemeinsam alles unternehmen, dass auch Schule ein sicherer Ort ist und bleibt. Im Schulalltag muss es selbstverständlich sein, hinzuschauen und zu handeln, damit jedes Kind frei von sexualisierter Gewalt aufwachsen kann. Dieser Verantwortung können wir nur gerecht werden, wenn wir dieses sensible Thema an die Kinder herantragen und Schulleitungen und Kollegien ermutigen und fachlich unterstützen, sich mit dem Thema sexueller Kindesmissbrauch professionell auseinanderzusetzen. Dazu leistet das Theaterstück ‚Trau dich!‘ einen hervorragenden Beitrag. Umso mehr freue ich mich darüber, dass wir die im vergangenen Jahr begonnene Landestour in diesem Schuljahr fortsetzen und abschließen können und ab dem kommenden Schuljahr das Angebot in eigener Verantwortung in allen Regionen des Landes dauerhaft anbieten können.“
Prof. Dr. Martin Dietrich, Kommissarischer Direktor der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, erläutert anlässlich der Lizenzübergabe: „Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland jeden Tag durchschnittlich 46 Mädchen und Jungen Opfer von sexualisierter Gewalt. Die Dunkelziffer liegt weitaus höher. Gerade jetzt ist es wichtig, Kinder, Lehrkräfte und Eltern für dieses Thema zu sensibilisieren. Aus diesem Grund ist es uns ein großes Anliegen, heute mit ‚Trau dich!‘ eine starke Präventionsinitiative in Sachsen-Anhalt zu verstetigen.“
Bis heute kooperieren elf Bundesländer mit der Bundesinitiative „Trau dich!“: Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Sachsen, Baden-Württemberg, Hessen, Hamburg, Berlin und Sachsen-Anhalt. Nach Hessen, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz ist Sachsen-Anhalt das fünfte Bundesland, das die Umsetzung der Initiative verstetigt hat.
Die Initiative läuft bundesweit bis Ende 2022. Bei der Planung und Umsetzung arbeitet die BZgA eng mit den zuständigen Ministerien der Bundesländer und weiteren Partnerinnen und Partnern zusammen.
Mit der Verstetigung der Initiative in Sachsen-Anhalt wird die Strategie von „Trau dich!“ weiterverfolgt, Eltern und pädagogische Fachkräfte für das Thema sexueller Missbrauch zu sensibilisieren und sprach- und handlungsfähig zu machen. Im direkten Zusammenhang mit den Aufführungen werden dafür Fortbildungsveranstaltungen und Elternabende angeboten sowie das Hilfesystem vor Ort eingebunden.
Alle Eltern erhalten vor den Aufführungen Informationen über das Theaterstück und Hinweise für das Gespräch mit ihren Kindern. Für sie bietet die Initiative „Trau dich!“ einen Elternratgeber an.
Die Lehrkräfte und pädagogischen Fachkräfte der Schulen nehmen an begleitenden Fortbildungen teil. Ein Methodenheft bietet Anregungen zur Vor- und Nachbereitung des Theaterstücks.
Eltern und pädagogische Fachkräfte finden auch online Informationen unter www.trau-dich.de/multiplikatoren. Kinder spricht das Online-Portal www.trau-dich.de mit altersgerechten Informationen direkt an.
Für die niedrigschwellige Beratung und Hilfe kooperiert die BZgA mit der kostenfreien, bundesweiten „Nummer gegen Kummer“ (116 111), einem Beratungstelefon für Kinder und Jugendliche.
Hintergrundinformation: Im Jahr 2020 gab es 506 aktenkundig gewordene Fälle sexuellen Missbrauchs von Kindern in Sachsen-Anhalt. (Quelle: Polizeiliche Kriminalstatistik Sachsen-Anhalt)
Weitere Informationen zur Initiative „Trau dich!“ unter:
www.trau-dich.de/multiplikatoren
www.bzga.de/presse/daten-und-fakten/praevention-des-sexuellen-kindesmissbrauchs/