Anlässlich des 70. Jahrestages des Volkaufstandes äußert sich Bildungsministerin Eva Feußner: „Der Volksaufstand vom 17. Juni 1953 war ein historischer Wendepunkt für unsere Gesellschaft. Dieser Tag wird uns immer daran erinnern, dass Bildung und Aufklärung die Grundpfeiler einer freien und demokratischen Gesellschaft und der Schlüssel zur Überwindung von Unterdrückung und Ungerechtigkeit sind.“ Es sei daher wichtig, das Thema weiterhin in den Lehrplänen und insgesamt im schulischen Kontext präsent zu halten, so die Ministerin weiter.
Um den Volksaufstand angemessen im Unterricht zu behandeln, gibt es in den Lehrplänen der Sekundarschulen und Gymnasien verschiedene Ansatzpunkte:
Der Volksaufstand des 17. Juni 1953 wird im Lehrplan Geschichte für das Gymnasium im Kompetenzschwerpunkt „Die Spaltung der deutschen Nation untersuchen“ (Schuljahrgang 10) angesprochen. Im Zuge der Erarbeitung sollen Quellen verschiedener Gattungen analysiert, Kausalitäten und Wechselwirkungen inhaltlich kohärent dargestellt sowie gegenwärtige Darstellungen damaliger Ereignisse kritisch reflektiert werden. Eine Vertiefung verschiedener Aspekte des 17. Juni 1953 und dessen Rezeption kann zudem im Rahmen des sechsten Fachpraktikums „Geschichtskultur zur Zeitgeschichte untersuchen und eigene Vorschläge entwickeln“ erfolgen, da dieses den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit eröffnet, sich interessengeleitet, selbstständig und handlungsorientiert mit aktuellen Diskursen kritisch auseinandersetzen.
In Sekundarschulen erfolgt die Auseinandersetzung mit historischen und politischen Aspekten des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 im Rahmen des Kompetenzschwerpunktes „Verflechtungen der deutsch-deutschen Geschichte im geteilten Land“ (Schuljahrgänge 9/10). Zudem kann die Schwerpunktsetzung der beiden im Curriculum verankerten Methodenpraktika „Geschichte im digitalen Medium“ sowie „Geschichte in einer Ausstellung“ dahingehend erfolgen, dass z. B. eine aktuelle Dokumentation zum 17. Juni ausgewertet und die Angemessenheit der Darstellung von Zeitgeschichte diskutiert bzw. nach Analyse und Auswertung von Quellen unterschiedlicher Gattungen Ergebnisse zu Ursachen, Verlauf und Folgen des Aufstandes in einer eigenen Ausstellung präsentiert werden.
Außerdem können auch außerschulische Lernorte (z. B. Archive, Gedenkstätten und Museen) besucht und Zeitzeugen befragt werden.
Als Materialempfehlung für den unterrichtlichen Gebrauch gilt darüber hinaus das neue Heft aus der QuellenNah-Reihe zur Thematik des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953, das im Rahmen einer Kooperation des Landesarchives Sachsen-Anhalt (LASA) mit dem Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung (LISA) Halle sowie der Landeszentrale für politische Bildung (LpB) erschienen ist und zeitnah unter https://lha.sachsen-anhalt.de/onlineangebote/quellennah/uebersicht zur Verfügung gestellt wird. Das Bausteinheft enthält sorgfältig didaktisch aufbereitete historische Dokumente aus den Beständen des LASA. Es ermöglicht einen unkomplizierten und zugleich professionellen Zugang zu authentischen Originalquellen und eignet sich sehr gut für den schulform-übergreifenden Einsatz in der Sekundarstufe I und II. In der eigenständigen und kritischen Auseinandersetzung wird hier die Möglichkeit eröffnet, den Fokus auf die Landes- und Regionalgeschichte Sachsen-Anhalts zu schärfen und diese lehrplankonform in den Unterricht einzubinden. Zu diesem Schwerpunktheft wird es auch eine Lehrkräftefortbildung geben, die andere Fortbildungen zum Volksaufstand ergänzt.
Lehrkräften an Sekundarschulen, Gymnasien und Beruflichen Gymnasien werden zusätzlich Angebote über die Fachseite Geschichte auf dem Bildungsserver Sachsen-Anhalt offeriert.
Mit der Veranstaltungsreihe „Wir wollen freie Menschen sein!“ setzt sich auch die LpB anlässlich des 70. Jahrestages des Volksaufstandes umfassend mit diesem Thema auseinander. Sie führt darüber hinaus mit der Beauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt eine Wanderausstellung durch. Mit modernen ausstellungsdidaktischen Methoden spricht sie ein breites und diverses Publikum an. Sie ordnet den 17. Juni in den historischen Kontext ein, beleuchtet multiperspektivisch die Motive der Akteure und bricht sie auf vielfältige lokalgeschichtliche Geschehnisse und individuelle biographische Erlebnisse herunter. Das Ausstellungskonzept zielt auf drei Vermittlungsperspektiven ab: Vermittlung vertiefender historischer Erkenntnisse zum 17. Juni 1953, Stärkung lokaler Erinnerungskulturen sowie – als didaktischer Mehrwert – Förderung des Verständnisses für die universalen Demokratie- und Menschenrechte. Es wird umfangreiches pädagogisches Begleitmaterial erstellt, das den Einsatz der Ausstellung in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen erleichtert. Insbesondere die Plakatvariante der Ausstellung ist für einen flächendeckenden Einsatz in diesem Bereich bestimmt.