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Pressemitteilungen - Archiv

Kultusminister Harms verleiht am 30.11.2000 in Tangermünde den Denkmalpreis des Landes Sachsen-Anhalt

29.11.2000, Magdeburg – 137

  • Bildungsministerium

 

 

 

Kultusministerium - Pressemitteilung Nr.: 137/00

 

Magdeburg, den 28. November 2000

 

 

Kultusminister Harms verleiht am 30.11.2000 in Tangermünde den Denkmalpreis des Landes Sachsen-Anhalt

 

Kultusminister Dr. Gerd Harms verleiht am 30.11.2000 um 12.30 Uhr im Rathaus zu Tangermünde den Denkmalpreis des Landes Sachsen-Anhalt. Die diesjährigen Preisträger sind Barbara Rebling aus Tangermünde, die evangelische Kirchengemeinde Bühne-Rimbeck und Wilfried Fricke aus Magdeburg.

 

Alle drei Preisträger haben ein überzeugendes Beispiel dafür abgegeben, was bürgerschaftliches Engagement einzelner Bürgerinnen und Bürger, aber auch von Gruppen für die Denkmalpflege bewirken kann: der stadt- und landschaftsbildprägende Kirchturm von St. Stephan zu Tangermünde ist wiederhergestellt, die Dorfkirchen in Rimbeck und Bühne befinden sich im Wiederaufbau bzw. sind bereits saniert und das berühmte Fürstengrab von Gommern ist zur Zeit im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle ausgestellt.

 

Bereits seit Jahren setzt sich Barbara Rebling aus Tangermünde in großartiger Weise für die Erhaltung und Instandsetzung der Stephanskirche in Tangermünde ein. Im Herbst 1998 stellten Bausachverständige fest, dass die Standsicherheit der Kirchturmspitze durch Fäulnis nicht mehr gegeben sei. Das Bauordnungsamt des Landkreises Stendal verfügte daraufhin kurzfristig eine Sperrung des Innern der Kirche. Nach der Schadensfeststellung initiierte Frau Rebling die Gründung des Fördervereins "St. Stephanskirche ¿ Sanierung Kirchturm e.V.". Am 10.9.1998 fand die Gründungsversammlung statt, bei der Frau Rebling zur Vorsitzenden gewählt wurde. Zu den Zielen des Vereins gehören die Durchführung einer umfassenden öffentlichkeitsarbeit, die Mitwirkung bei der Sammlung von Spenden für die Kirchturmsanierung, die fachliche Unterstützung des Gemeindekirchenrates bei der Vorbereitung und Durchführung der Baumaßnahmen. Die außerordentlich engagierte, sofort nach Gründung des Fördervereins einsetzende Tätigkeit von Frau Rebling richtete sich vor allem auf die Beschaffung von Geldspenden und Förderungen. Auch außerhalb von Tangermünde wurden Spender und Sponsoren angesprochen und damit viele Helfer für das Vorhaben gefunden. Die Spendensammelaktion brachte einen Betrag von 370.000 DM. Darüber hinaus hat Frau Rebling von Stiftungen und aus Mitteln des Landes, der Stadt und der Lotto-Toto GmbH einen Betrag von nahezu 500.000 DM einwerben können. Des Weiteren hat die Stephanskirche auch Mittel aus der Bingo-Lotterie erhalten.

 

So konnten über 1,2 Mio DM, die für die Kirchturmsanierung notwendig waren, aufgebracht werden. Frau Rebling ist es weiterhin gelungen, einen Stifter zu finden, der bereit war, die schadhaften Stundenglocken aus Eisenguss durch Bronzeglocken zu ersetzen. Am 24.3.2000 war eine größere Gruppe von Tangermündern zum Glockenguss in die Gießerei gekommen, um dort an dem einmaligen Geschehen teilzunehmen.

Im Mai 2000 waren dann die Sanierungsarbeiten am Kirchturm abgeschlossen. Die Stadtsilhouette von Tangermünde hat damit ihre eindrucksvolle Prägung zurückerhalten.

 

Dem Gruppenpreisträger, der evangelischen Kirchengemeinde Bühne-Rimbeck, ist es mit großem Engagement gelungen, die beiden Dorfkirchen in Bühne und in Rimbeck vor dem Verfall zu retten und für gottesdienstliche Zwecke wieder nutzbar zu machen. Beide Gotteshäuser befinden sich nur einen Kilometer voneinander entfernt und gehören zur selben Kirchengemeinde. Die Orte lagen bis zum Herbst 1989 im Grenzgebiet und waren von der Außenwelt weitgehend abgeschlossen. Während dieser Zeit gestaltete sich die Erhaltung der Kirchen immer schwieriger. Die Kirchengemeinde versuchte dennoch schon damals dagegen zu halten, doch die objektiven Gegebenheiten, hier vor allem der Mangel an Handwerker und Baumaterialien, ließen umfangreiche Maßnahmen nicht zu. Der Verfall nahm erschreckende Ausmaße an und hätte beinahe zur Zerstörung beider Kirchen geführt. Ab 1990 wurde die Kirchengemeinde zu ihrer Rettung aktiv. Durch die Unterstützung der Gemeindeglieder konnte die Kirche in Bühne bereits Pfingsten 1994 den Abschluß der Sanierungsarbeiten feiern. Danach wurde die Instandsetzung der Kirche in Rimbeck in Angriff genommen. Hier waren die Arbeiten sehr viel umfangreicher. Die Kosten für die Wiederherstellung der Rimbecker Kirche werden auf 1,6 Mio DM geschätzt. In dem jetzt begonnenen 1. Bauabschnitt werden der Turm und das Dach des Kirchenschiffes saniert. Immerhin 210.000 DM stellten dafür zahlreiche private Spender und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz sowie die Deutsche Bundesstiftung Umwelt bereit. Weitere Gelder kamen vom Kirchenkreis Halberstadt. Diese Leistungen sind außerordentlich, da die Orte zusammen nicht einmal 200 Einwohner haben. Dass es überhaupt wieder zum Aufbau der Kirche kam, ist insbesondere Herrn Dr. Gerhard Barner und Herrn Wolfgang Mattenklott zu verdanken, die die Restaurierung der Kirchen vorantrieben. Herr Barner, dessen Vorfahren aus der Gegend stammten, vermittelte große Summen an Spendengeldern, Herr Mattenklott leitete die honorarfreie Architektenarbeit. Unterstützt wurden beide durch den Pfarrer Jürgen Kohtz, der alle Gemeindeglieder überzeugen konnte, dass dieses Vorhaben erfolgreich sein würde.

 

Die Instandsetzung beider Kirchen ist beispielgebend dafür, dass viele Mitglieder einer Kirchengemeinde, nicht nur einzelne Personen, großen Einsatz bewiesen haben und dadurch erreichen konnten, dass aus verfallenen Kirchen wieder nutzbare Räume geworden sind.

 

Für seine besonderen Verdienste zu Gunsten der Archäologie wird Wilfried Fricke aus Magdeburg mit dem Denkmalpreis geehrt. Herr Fricke ist seit 1984 ehrenamtlicher Beauftragter für archäologische Denkmalpflege und gehört zu den aktivsten Ehrenamtlichen in diesem Bereich. Insbesondere im Stadtgebiet von Magdeburg hat Herr Fricke viel getan. In der Zeit von 1990 bis 1991 ist ihm die Entdeckung von 68 archäologischen Denkmalen im Stadtgebiet zu verdanken.

 

Als herausragenden Fund ist Herrn Fricke die Entdeckung des bekannten Fürstengrabes von Gommern zu verdanken, einer der spektakulärsten Ausgrabungen in Sachsen-Anhalt, deren Ergebnisse zur Zeit im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle zu besichtigen sind. Das Fürstengrab von Gommern ist eine archäologische Entdeckung, die europaweit Beachtung gefunden hat. Ein germanischer Fürst wurde zum Ende der römischen Kaiserzeit mit zahlreichen Grabbeigaben und Waffen sowie Schmuckstücken in der Nähe von Gommern bestattet. Da der Fund nahezu ungestört und unbeeinträchtigt durch spätere Veränderungen war, konnten die Archäologen wertvolle Schlussfolgerungen ziehen bezüglich der geschichtlichen Entwicklung der Region.

 

Kultusminister Harms lobte das große persönliche Engagement der Preisträger. "Die Leistungen der Einzelnen sind um so stärker vor dem Hintergrund hervorzuheben, dass Denkmalschutz und Denkmalpflege bundesweit an Akzeptanz verlieren. Ich würde mir deshalb wünschen, dass von solchen Ereignissen eine Signalwirkung ausgeht. Besonders junge Menschen müssen an die Denkmalpflege und ihre positiven Auswirkungen herangeführt werden. Deshalb sollte bereits in den Schulen vermittelt werden, dass Denkmalpflege und Archäologie Zeugen der Geschichte sind, die spannende Geschehnisse vermitteln können."

 

 

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