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Pressemitteilungen - Archiv

Kultusminister Harms: Schulen in Sachsen-Anhalt bieten gute Voraussetzungen für alle Bildungswege

02.10.2001, Magdeburg – 135

  • Bildungsministerium

 

 

 

 

Kultusministerium - Pressemitteilung Nr.: 135/01

 

 

 

 

 

Kultusministerium - Pressemitteilung Nr.: 135/01

 

Magdeburg, den 2. Oktober 2001

 

 

Kultusminister Harms: Schulen in Sachsen-Anhalt bieten gute Voraussetzungen für alle Bildungswege

 

Die Landesregierung hat in ihrer heutigen Sitzung die Antwort auf die Große Anfrage der CDU zur Bildungspolitik beschlossen. Kultusminister Dr. Gerd Harms stellte die wichtigsten Grundzüge der Beantwortung heute der Presse vor. Harms: "Die Beantwortung der insgesamt 218 Fragen aus 14 Themenbereichen hat meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der kurzen, zur Verfügung stehenden Zeit, viel Arbeit abverlangt. Die Anfrage bietet jedoch auf Grund der Breite und Vielzahl der Fragen für uns eine willkommene Gelegenheit, der interessierten öffentlichkeit einen Gesamtüberblick über die Entwicklung des Bildungswesens in Sachsen-Anhalt zu vermitteln."

 

Wie Harms zu Beginn ausführte, sind Reformen im Bildungswesen notwendig, um den Kindern und Jugendlichen auch zukünftig gute Startchancen für alle Bildungswege zu eröffnen und sie bestmöglich auf die Erfordernisse des Lebens vorzubereiten. Von diesem Grundsatz habe sich die Landesregierung leiten lassen und weiterführende Schritte der Schulreform in Sachsen-Anhalt eingeleitet.

 

Harms nannte in diesem Zusammenhang zuerst die Grundschule , die in den letzten Jahren verstärkt ins Blickfeld gerückt sei. In der Grundschule werden die Grundlagen für ein lebenslanges Lernen gelegt und oft auch die Weichen für einen späteren schulischen Erfolg oder Misserfolg gestellt. Im Wissen um die Bedeutung dieser Schulform habe er besonderen Wert darauf gelegt, dass sich die Möglichkeiten der pädagogischen Arbeit an den Grundschulen des Landes in den letzten Jahren deutlich verbessert hätten. Kindgerechter Unterricht, differenzierte Lernangebote, individuelle Förderung, die stärkere Verbindung von Unterricht und Erziehung - dies alles seien Erfolge der veränderten Grundschulpädagogik. Harms: "Die vor einem Jahr eingeführte flexible Schuleingangsphase berücksichtigt die im Schuleingangsalter häufig beobachteten, enormen Entwicklungsunterschiede, indem sie jedem Kind in den ersten beiden Schuljahren die individuell benötigte Lernzeit von einem bis zu drei Jahren zubilligt. Sie wird im laufenden Schuljahr 2001/2002 bereits an 25 Grundschulen in Sachsen-Anhalt geführt und immer mehr Schulen signalisieren ein Interesse an diesem Angebot. Die Grundschule mit festen öffnungszeiten, die zu diesem Schuljahr in Sachsen-Anhalt flächendeckend eingeführt wurde, stellt durch den kindgerechten, physiologischen Wechsel von Unterricht, vertiefendem Lernen und Entspannungsphasen und auch den zusätzlichen Unterricht in Deutsch und Mathematik eine deutliche pädagogische Verbesserung der Grundschule dar. Begleitet durch die schülerzahlbezogene Stundenzuweisung und die fachliche Unterstützung der pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden die eigenverantwortlichen Entscheidungen der Schulen vor Ort zum Wohle der Kinder gestärkt."

 

Der Sekundarschule kommt in unserem Bildungssystem eine besonderer Stellenwert zu, weil an ihr über 60% eines Schülerjahrgangs unterrichtet werden. Mit der Einführung der Förderstufe wurde ein Prozess begonnen, der den gewünschten integrativen Charakter des Schulwesens in Sachsen-Anhalt gestärkt hat. Diese Intention wurde durch die Umstrukturierung der Schuljahrgänge 7 bis 10 in der neuen Sekundarschule konsequent fortgeführt. Durch Einführung des Sekundarschulbildungsganges wurde die bisher starre Trennung von Haupt- und Realschulbildungsgang aufgehoben und durch ein differenziertes Unterrichtsangebot ersetzt, das allen Schülerinnnen und Schülern gute Voraussetzungen für weitere Bildungswege eröffnet. Dazu der Kultusminister: "Die verstärkten fächerverbindenden bzw. fachübergreifenden Elemente, die Integration der Bildungsgänge und insbesondere der leistungsdifferenzierte Unterricht in Englisch, Deutsch, Mathematik und Physik werden der Tatsache gerecht, dass die Schülerinnen und Schüler in der Regel in verschiedenen Fächern auch unterschiedlich ausgeprägte Stärken und Schwächen haben. Das macht die neue Sekundarschule zu einer ausgesprochen innovativen und attraktiven Schulform. Die Abschaffung des Hauptschulbildungsgangs vermeidet eine Separierung und Stigmatisierung von Schülerinnen und Schülern. Alle haben die Möglichkeit, entsprechend ihren Leistungen als Abschluss des 10. Schuljahrgangs den Sekundarabschluss I - Erweiterte Berufsbildungsreife oder die Fachoberschulreife zu erlangen."

 

Harms betonte, dass die Landesregierung auch bezüglich des Unterrichts, der Erziehung und der Förderung von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf durch eine neue Verordnung von Anfang September 2001 konsequent auf dem Wege der Integration bei hoher fachlicher Qualität weiter gegangen sei. "Die Weiterentwicklung der schulischen Förderung aller Behinderten und von Behinderungen bedrohter Kinder und Jugendlichen ist ab sofort verstärkt eine Aufgabe für alle Schulen. Die gemeinsame Erziehung Behinderter und nicht Behinderter habe ich immer als eine vordringliche Aufgabe angesehen, um Isolations- und Selektionstendenzen im Schulwesen zu überwinden. Der Lernort Sonderschule ist für behinderte Schülerinnen und Schüler jetzt nicht mehr die Regel, sondern besteht weiter als ein Angebot, wenn die erforderlichen sonderpädagogischen personellen, räumlichen und sächlichen Voraussetzungen zur Förderung in der allgemeinen Schule nicht geschaffen werden können oder die Eltern die Beschulung in einer Sonderschule ausdrücklich wünschen."

 

Angesichts veränderter politischer und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen in Deutschland und Europa waren auch neue überlegungen zur Gestaltung des gymnasialen Bildungsganges und insbesondere der gymnasialen Oberstufe erforderlich. In Ausgestaltung der Beschlüsse der Kultusministerkonferenz wurden im Gymnasium eine Vielzahl von Neuerungen eingeführt, die nicht nur den aktuellen Anforderungen an den Bildungsgang gerecht werden und die Studierfähigkeit erhöhen, sondern den Schulen, aber auch den Schülerinnen und Schülern selbst, Freiräume für die eigene Profilierung bieten. Harms hob zunächst die lebensnahen Angebote im Wahlpflichtbereich der Sekundarstufe I hervor. Daneben nannte er die erweiterten Möglichkeiten belegbarer und als Prüfungsfach wählbarer Grund- und Leistungskurse in der Sekundarstufe II, fächerverbindende und bilinguale Kursangebote sowie die Möglichkeit der Einbringung einer besonderen Lernleistung in die Gesamtqualifikation für das Abitur.

Seit dem Schuljahr 1999/2000 nehmen 15 Gymnasien an dem Modellversuch "13 kompakt" teil, dessen Ziel es ist, durch eine Komprimierung der Einführungsphase der Gymnasialen Oberstufe ohne Qualitätsverlust und ohne belastende Auswirkungen auf die Sekundarstufe I die Abiturprüfung auf das Frühjahr eines jeden Jahres vorzuverlegen, um so den Zugang zum Studium schon zum jeweiligen Sommersemester zu ermöglichen. Die ersten Absolventinnen und Absolventen dieses Modells werden ihre Reifezeugnisse im Frühjahr 2002 erhalten. Ergänzend dazu werden Regelungen erarbeitet, um besonders leistungsfähigen und leistungswilligen Schülerinnen und Schülern einen schnelleren Abschluss zu ermöglichen, ohne dass der größere Teil des Jahrgangs überlastungen oder Abstriche an Gründlichkeit und Nachhaltigkeit der Wissensvermittlung in Kauf nehmen müssen oder die Durchlässigkeit des Schulsystems gefährdet würde.

 

Die Leistungsfähigkeit der berufsbildenden Schulen , so unterstrich der Minister, sei ganz wesentlich durch Umfang und Qualität der sächlichen Ressourcen bestimmt. Diese Qualität stelle auch einen herausgehobenen Standortfaktor für die Wirtschaft dar. Welchen Stellenwert die berufliche Bildung einnehme, werde aus der Tatsache deutlich, dass man in den Jahren zwischen 1994 und 2000 ca. 670 Mio. DM in den Neubau, Ausbau sowie die Ausstattung von berufsbildenden Schulen investiert habe. Mit diesem Berufsschulbauprogramm belege Sachsen-Anhalt, gemessen an seiner Bevölkerungszahl, den ersten Platz im Vergleich der neuen Länder.

Im Ergebnis der gemeinsamen Bemühungen im "Bündnis für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit Sachsen-Anhalt" weist Sachsen-Anhalt seit 1997 bezüglich der jeweils am 30. September nicht vermittelten Bewerber die günstigste Bilanz aller Länder auf.

 

Schulformübergreifend ist eine rege Beteiligung der Einrichtungen an nationalen und internationalen Projekten des Landes und des Bundes festzustellen. Jährlich nehmen ca. 18.000 Schülerinnen und Schüler mit guten Erfolgen an ca. 35 Wettbewerben teil. Allein bei der Mathematik-Olympiade, deren Bundesausscheid in diesem Jahr zum dritten Mal in Sachsen-Anhalt ausgetragen wurde, sind in der Regel jährlich ca. 6.000 Schülerinnen und Schüler aus Sachsen-Anhalt dabei. Daneben finden auch Fremdsprachenwettbewerbe auf Bundes- und Landes- und regionaler Ebene unter reger Beteiligung von Schülerinnen und Schülern aus Sachsen-Anhalt statt. An den Künstlerischen Wettbewerben wurden ca. 4.000 Teilnehmende aus Sachsen-Anhalt gezählt. Zahlreiche Schulen nehmen an den innovativen Modellversuchen der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung teil. Bereits über 355 Schulen arbeiten offiziell an Schulprogrammen. 13 Schulen des Landes haben sich zu Europaschulen profiliert, deren pädagogisches Leitbild durch ein besonderes Engagement bei der Vermittlung europäischer Bildungs- und Erziehungsinhalte geprägt ist. Am Associated Schools Projekt der UNESCO, welches weltweit 121 Länder mit mehr als 3000 UNESCO-Projekt-Schulen einbezieht, ist Sachsen-Anhalt schulformübergreifend mit 13 Schulen beteiligt. 18 Schulen aus Sachsen-Anhalt haben wegen ihres besonderen Engagements im Umweltbereich die Auszeichnung "Umweltschule in Europa" erhalten.

Im Ergebnis all dieser Aktivitäten werden wichtige Erkenntnisse und Ansatzpunkte für die weitere Verbesserung schulischer Arbeit gewonnen und damit ein Beitrag zur Qualitätssicherung von Unterricht geleistet.

Besondere Aufmerksamkeit widmet die Landesregierung der Medienerziehung und der Ausstattung mit Neuen Medien an den Schulen unseres Landes. Seit Juni 2000 fördert das Land und die Europäische Union ein Multimediaausstattungsprogramm. In den nächsten 5 Jahren wird sich das Land mit über 13 Mio. DM an diesem Programm beteiligen.

Darüber hinaus wurden umfangreiche Lehrerfortbildungsmaßnahmen auf unterschiedlichen Ebenen initiiert. In einem 40 Stunden Fortbildungsprogramm werden bis zum Jahre 2003 ca. 500 Lehrerinnen und Lehrer zur vertieften Anwendung des Internets im Unterricht befähigt. In der Initiative "Schulen ans Netz" ist es gelungen, bis zum Jahresende 2000 alle allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen mit einem kostenlosen Internetanschluss zu versehen. Unter der Internet-Adresse www.bildung-lsa.de verfügt Sachsen-Anhalt über einen der modernsten Landesbildungsserver in Deutschland.

 

Wie Kultusminister Harms abschließend bemerkte, vollzieht sich die Entwicklung von Schule in Sachsen-Anhalt derzeit unter allgemein schwierigen Rahmenbedingungen, die eine ganz besondere Herausforderung darstellen. Ursache hierfür ist vor allem der dramatische demografische Einbruch, durch welchen bis zum Jahr 2008/09 für Sachsen-Anhalts Schulen nur noch eine Gesamtschülerzahl von knapp über 200.000 prognostiziert werde. Um in dieser Situation die erforderliche Planungssicherheit zu gewährleisten, wurden die Schulträger mit der Verordnung über die Schulentwicklungsplanung verpflichtet, eine fünfjährige Planung der Schulentwicklungsplanung und eine zusätzliche fünfjährige Prognose für die einzelnen Standorte vorzulegen. Diese schwierige und verantwortungsvolle Aufgabe wurde von allen Kreisen und kreisfreien Städten umgesetzt und insgesamt gut gelöst. Das Ergebnis sieht folgendermaßen aus: von den derzeit 1317 allgemeinbildenden Schulen in Sachsen-Anhalt müssen aufgrund der demografischen Entwicklung bis zum Jahr 2005/2006 voraussichtlich 232 geschlossen werden.

Aus dieser Entwicklung der Schülerzahlen ergibt sich auch das Erfordernis, das Lehrkräftepotential anzupassen und dabei den notwendigen Einstellungskorridor offenzuhalten. Derzeit wird der Einstellungskorridor von 100 Vollzeitlehrereinheiten um weitere Einstellungen erweitert. Diese ergeben sich aus einem Teil der Einsparungen durch die Altersteilzeit. Mittelfristig werden zur Absicherung des fachgerechten Unterrichts und zur Verbesserung der Altersstruktur etwa 350 Einstellungen jährlich angestrebt. Wie der Minister betonte, wurde mit dem Arbeitsplatzsicherungtarifvertrag und dem Tarifvertrag zur Altersteilzeit ein richtiger Weg beschritten. Diesen gelte es nun in den Verhandlungen zwischen Landesregierung, Gewerkschaften und Verbänden fortzuführen.

 

 

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