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Preis für exzellente Hochschullehre in
Sachsen-Anhalt
23.02.2007, Magdeburg – 44
- Bildungsministerium
Kultusministerium - Pressemitteilung Nr.: 044/07
Kultusministerium
- Pressemitteilung Nr.: 044/07
Magdeburg, den 22. Februar 2007
Preis für exzellente Hochschullehre in
Sachsen-Anhalt
Redebeitrag von Kultusminister Prof. Dr. Olbertz zu
TOP16 der Landtagssitzung am 22./23. Februar 2007
Sperrfrist: Redebeginn
Es gilt das
gesprochene Wort
Exzellenz in der universitären Forschung muss
mit Exzellenz in der Lehre einhergehen, weil nur so die seit Humboldt für die
deutsche Universität charakteristische Einheit von Forschung und Lehre zu
wahren und fortzuschreiben ist. Ein weiterer Grund liegt in der Notwendigkeit
der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, der nur durch Engagement in
der Lehre heranzubilden ist.
Ich denke, darüber ist kein echter Dissens
möglich, zumal in Deutschland noch immer viel zu viele Studierende ihr Studium
vorzeitig abbrechen oder die Regelstudienzeit überschreiten. Andererseits ist
ein solches Einvernehmen wiederum fast verdächtig, denn mit schnellen Lösungen
oder publikumswirksamen Aktionen ist hier wenig getan. Es gibt aber einen viel
einfacheren Grund für die Einigkeit, nämlich den Daseinszweck von Hochschulen.
Sie sollen zum einen Erkenntnis und Wissen vermehren, und sie sollen es zum
anderen vermitteln. Deshalb meint ¿exzellente Lehre¿ nicht nur die gute
Vermittlung selbst, sondern auch die wissenschaftliche Reflexion über sie.
Die Idee eines Lehrpreises ist nicht neu. Das
macht nichts, wenn wir uns darüber verständigen, dass Originalität weniger
durch Erstmaligkeit als durch Richtigkeit gekennzeichnet ist. Allerdings muss
man auch über Gründe nachdenken, die ggf. gegen
die Vergabe eines Lehrpreises sprechen. So könnte man darauf verweisen, dass es
nicht unbedingt preiswürdig sein muss, wenn ein Professor das tut, was seine
Berufsbezeichnung besagt: nämlich ¿profiteri¿,
bekennen. Dazu allerdings gehört auch das zu Bekennende, weshalb an
Universitäten zugleich die Forschung im Mittelpunkt der Arbeit steht und ja
auch niemand Anstoß daran nimmt, dass exzellente Forschungsleistungen ausgezeichnet
werden.
Ernster ist für mich ein anderer Einwand.
Dass es für Forschungsleistungen viele Preise gibt, für hervorragende Lehre
hingegen nicht, liegt ja nicht daran, dass alle Professoren ausnahmslos so gut
lehrten, dass es darüber keines Aufhebens bedürfe. Es dürfte eher daran liegen,
dass das Ansehen eines Hochschullehrers mehr von seinen Forschungsleistungen
als von seiner Fähigkeit abhängt, engagiert und erfolgreich seinen
Lehreraufgaben nachzukommen. Was in sich selber logisch und folgerichtig ist,
heißt es oft, das teile sich auch von selber mit, bedürfe also keiner
besonderen Lehrgestalt und Aufbereitung. ¿Es trägt Verstand und rechter Sinn / mit wenig Kunst
sich selber vor¿ , ließ Goethe schon seinen Faust sagen, und George
Bernard Shaw hat es noch prägnanter (wenn auch weniger literarisch)
ausgedrückt: "Wer kann, der macht, wer nicht kann, lehrt¿ . Umgekehrt
ist Lehrtalent ein fraglicher Vorzug, wenn es ohne wissenschaftliche Grundlagen
gelebt wird ¿ es gibt ja Hochschullehrer, die sich den Ruf eines Entertainers
erworben haben und dabei durchaus nicht
unbeliebt sind.
Mir jedenfalls ist es ¿ in einem anderen
Bundesland ¿ schon begegnet, dass wirklich gute Hochschullehrer einen solchen
Preis ablehnten, zum einen, weil sie sich nicht für ein elementares
Selbstverständnis ihres Berufsverständnisses auszeichnen lassen wollten, zum
anderen, weil sie sich dem Verdacht ausgesetzt sahen, womöglich nicht mehr als
gute Forscher zu gelten. Das ist nicht nur eine Mentalitätsfrage, denn wer die
deutsche Universitätsidee verinnerlicht hat, weiß natürlich, dass sich gute
Lehre ohne gute Forschung nicht denken lässt, ebenso wie an einer Universität
Forschung nicht nur um der Vermehrung von Wissen willen betrieben wird, sondern
auch einen Bildungszweck ¿ Selbstaufklärung und Mündigkeit ¿ verfolgt.
Um nicht missverstanden zu werden: Das alles
spricht nicht gegen die Auslobung eines Lehrpreises, aber gegen übertriebene
Erwartungen. Interessant wird es, wenn wir auch die Lehre als Gegenstand der
Forschung (und der Entwicklung) betrachten und mit einem solchen Preis nicht
nur einfach gute Lehrveranstaltungen würdigen, sondern auch deren Entwicklung
bzw. Konzipierung, ihre didaktische Qualität und Originalität und vor allem
Initiativen rund um die Lehre und die Lehrkultur einer Hochschule herum. Denken
wir nur an studia generalia (um das alte Problem der Spannung zwischen
Spezialisierung und Universalisierung akademischer Bildung aufzugreifen), die
Entwicklung von Studieneingangsphasen, Tutorien, die didaktische Aus- und
Fortbildung der Lehrkräfte und schließlich alle Fragen des Qualitätsmanagement
in der Lehre einschließlich Evaluationen. Mehrere Hochschulen unterbreiten
heute zudem Angebote für Senioren oder gründen so genannte ¿Kinderuniversitäten¿.
Stets ist eines ausschlaggebend: Nur wenn die
akademische Lehre selbst das Kriterium der Wissenschaftlichkeit sowohl in ihren
Konzepten als auch in den Vollzugsformen erfüllt, kann sie in komplementärer
Weise die Forschung inspirieren und einen reibungslosen, erfolgreichen
Studienablauf gewährleisten. Insofern ist erfolgreiche Lehre auch aus Gründen
der Forschung wichtig!
Ich begrüße daher die Initiativen u.a. des
Wissenschaftsrates zur Schaffung bzw. Förderung besonderer Lehrprofessuren, die
allerdings mehr beinhalten müssen als gute und engagierte Lehre. Die
Lehrprofessuren könnten eben dann eine sinnvolle Ergänzung und Bereicherung des
akademischen Personalkörpers sein, wenn sie sich auch der wissenschaftlich
begründeten Entwicklung von Lehrkonzeptionen widmen, die Lehrevaluation voranbringen
(z.B. durch Kriterien- und Methodenentwicklung) und Initiativen zur Lehrreform
in Leben rufen.
Hätte übrigens diese Qualität der Lehre
überall die Aufmerksamkeit, die ihr zukommt, wären verschiedne Regelungen in
unserem Hochschulgesetz nicht nötig gewesen: Immerhin ist es seit der letzten
Novellierung nach § 7 den Studierenden vor dem Ende jedes Semesters ¿zu
ermöglichen, die Qualität der Lehrveranstaltungen anonym zu bewerten¿ ,
und die erhaltenen Daten sollen ¿als Grundlage für die Selbstevaluation oder externe
Evaluation herangezogen werden¿ . Auch mit der Einführung der W-Besoldung
können hervorragende Lehrleistungen zusätzlich vergütet werden. Und schließlich
sind auch in den Zielvereinbarungen Aufgaben zur Verbesserung der Lehre
verankert. Das betrifft zum einen Schwerpunktsetzungen und Weiterentwicklungen
der Studiengangstrukturen, zum anderen den zügigen Qualitätsnachweis durch
Akkreditierungen. Es gibt also gute Gründe, auf diesem Weg fortzuschreiten.
Entsprechende Initiativen und Aktivitäten besonders zu würdigen und
beispielhaft hervorzuheben, scheint mir durchaus sinnvoll zu sein ¿ jedenfalls
unter den beschriebenen Voraussetzungen. Insofern bin ich gern bereit, mit
Ihnen im Ausschuss die Möglichkeiten und Grenzen eines Lehrpreises zu erörtern.
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