Menu
menu

Pressemitteilungen - Archiv

Kultusminister Olbertz eröffnet Ausstellung über
Michael Gartenschläger im Wilhelm-Raabe-Gymnasium Magdeburg

23.02.2005, Magdeburg – 22

  • Bildungsministerium

 

 

 

 

 

 

 

 

Kultusministerium - Pressemitteilung Nr.: 022/05

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kultusministerium -

Pressemitteilung Nr.: 022/05

 

 

 

Magdeburg, den 23. Februar 2005

 

 

 

 

 

Kultusminister Olbertz eröffnet Ausstellung über

Michael Gartenschläger im Wilhelm-Raabe-Gymnasium Magdeburg

 

 

 

Kultusminister Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz wird

am 28.

Februar 2005 um 9.30 Uhr im Magdeburger Wilhelm¿Raabe Gymnasium

(Braunschweigerstr. 27-28) die Ausstellung ¿ Michael

Gartenschläger ¿ Leben und Sterben zwischen Deutschland und Deutschland - Ein

Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte ¿ eröffnen. Sie ist dort bis zum 22. März 2005 zu

sehen.

 

Erstellt und auf Wanderschaft geschickt wurde

die Ausstellung von der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn - mit

freundlicher Unterstützung der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, der

Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Bördesparkasse.

 

 

 

Michael Gartenschläger wuchs in Strausberg

bei Berlin auf. Nach dem Schulabschluss begann er eine Lehre als Kfz-Schlosser.

Ende der fünfziger Jahre lernte er vor allem bei Besuchen im nahen West-Berlin

die Rock-`n`-Roll-Musik kennen und gründete mit vier Freunden einen Fanclub des

deutschen Sängers Ted Herold. Der Club wurde von der Volkspolizei verfolgt und

aufgelöst.

 

 

 

Mit der Abriegelung West-Berlins am 13.

August 1961 sahen die Jugendlichen sich ungerechtfertigt in ihrer Freiheit und

Freizeitgestaltung eingeschränkt. Sie protestierten gegen die Maßnahmen, malten

politische Parolen in Strausberg und zündeten eine Feldscheune außerhalb der

Stadt an.

 

Wenige Tage später wurden sie verhaftet. In

einem politischen Schauprozess erhielten die beiden siebzehnjährigen Freunde

Michael Gartenschläger und Gerd Resag eine lebenslängliche Zuchthausstrafe.

 

 

 

Für Michael Gartenschläger folgten zehn Jahre

Haft, in denen ihn eigenes und miterlebtes Leid zum entschiedenen Gegner des

SED-Regimes werden ließen.

 

Nach dem ¿Freikauf¿ durch die Bundesregierung

im Juni 1971 etablierte sich Michael Gartenschläger in Hamburg. Doch ließ ihn

der Unrechtscharakter der SED-Herrschaft nicht los. Als Form des Widerstands

half er insgesamt 30 Freunden in der DDR, in die westliche Freiheit zu fliehen.

Als Beweis für die Menschenrechtsverletzungen der SED-Machthaber baute er an

der innerdeutschen Grenze kurz hintereinander zwei dort installierte

Splitterminen (SM 70) ab.

 

 

 

Der Minister für Staatssicherheit Erich

Mielke befahl daraufhin seine Liquidierung. In der Nacht des 30. April 1976

lief Michael Gartenschläger ahnungslos in die vorbereitete Falle eines

MfS-Sondereinsatzkommandos; neun Kugeln töteten den 32-Jährigen.

 

 

 

Drei der Schützen wurden im Jahr 2000 vor dem

Landgericht Schwerin freigesprochen. Das Landgericht Berlin sprach 2003 einen

ehemaligen MfS-Offizier, der an der Planung der Aktion gegen Michael

Gartenschläger mitgewirkt hatte, frei, einem zweiten lastete es ¿Anstiftung zum

Mord¿ an; das Verfahren gegen ihn wurde wegen Verjährung eingestellt.

 

 

 

Michael Gartenschlägers Haltung war geprägt

vom Willen zur persönlichen Freiheit und der Wahrung elementarer

Menschenrechte. Sie befähigte ihn zum Widerstand gegen die SED-Funktionäre, die

unter dem Dogma der allein bestimmenden Staatspartei glaubten, sich zu Herren

über Leben und Tod aufschwingen zu dürfen.

 

 

 

Michael Gartenschläger ¿ ein Name der für

vieles steht ...

 

 

 

... für einen Jugendlichen, der seine Musik,

die Rock-`n`-Roll-Musik, hören und sich diese nicht von einem totalitären

Regime verbieten lassen wollte ...

 

 

 

... für einen aufbegehrenden jungen Mann, der

Mut und Zivilcourage bewies, weil er sich nicht einmauern lassen sowie seine

Freizeitgestaltung, seine Gedanken und seinen Lebensentwurf nicht von einer

Partei vorschreiben lassen wollte ...

 

 

 

... für einen sensiblen und kritischen Beobachter,

der - zum ¿Staatsfeind¿ abgestempelt - sich im Gefängnis zum Gegner der

SED-Herrschaft und dessen Grenzregime entwickelte ...

 

 

 

... für einen Suchenden, der ankam in der

Bundesrepublik, sich einrichtete in der Demokratie, sich jedoch nicht abfinden

konnte mit einer deutsch-deutschen Annäherung, die eine Bloßstellung der

DDR-Führung in ihrer Unrechtspraxis tunlichst vermied ...

 

 

 

Die Ausstellung lädt ein, sich Michael

Gartenschläger zu nähern. Sie berichtet von einem Regime, das das eigene Volk

einmauerte und den aufmüpfigen 17-Jährigen zu lebenslanger Haft verurteilte,

den 27-Jährigen verkaufte sowie den 32-Jährigen durch ein Sondereinsatzkommando

erschießen ließ.

 

 

 

Die Ausstellung lädt ein, sich mit den

gesellschaftlich-politischen Hintergründen jener Zeit zu beschäftigen, zum

Nachdenken, zur Standortsuche und zu einem bewussten Leben in der Demokratie.

 

 

 

Eröffnungstermin:

 

Die Ausstellung wird am 28. Februar 2005 um 9.30 Uhr im

Magdeburger Wilhelm¿Raabe Gymnasium (Braunschweigerstr. 27-28) durch Prof. Dr.

Jan-Hendrik Olbertz , Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt

eröffnet.

 

Sie ist dort bis zum 22. März 2005 zu sehen.

 

 

 

Redaktionsteam:

 

Dr. Joachim Scherrieble (verantw.), Rainer

Potratz, Lothar Lienicke, Franz Bludau.

 

Ikon, Hannover (Gestaltung), ermisch,

Hannover (Graphik)

 

 

 

 

 

Info:

 

Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn

 

Dr. Joachim Scherrieble

 

Telefon 039406 / 9209-0

 

BAB 2

Marienborn

 

Email:

gedenkstaette@marienborn.de

 

Internet: www.marienborn.de

 

 

 

Die Gedenkstätte ist in Trägerschaft des

Landes Sachsen-Anhalt, Landesverwaltungsamt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum:

 

Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt

Pressestelle

Turmschanzenstr. 32

39114 Magdeburg

Tel: (0391) 567-3710

Fax: (0391) 567-3775

Mail: presse@mk.sachsen-anhalt.de

Web-Adresse Kultusministerium: http://www.mk.sachsen-anhalt.de

Web-Adresse Pressestelle Kultusministerium:

http://www.sachsen-anhalt.de/rcs/LSA/pub/Ch1/fld8311011390180834/mainfldvnb71elznj/fldg8s6ujfdyi/fldjagm4uronl/

 

 

 

 

 

 

 

Impressum:Ministerium für Bildung des LandesSachsen-AnhaltPressestelleTurmschanzenstr. 3239114 MagdeburgTel: (0391) 567-7777mb-presse@sachsen-anhalt.dewww.mb.sachsen-anhalt.de