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Olbertz: ?Politisches Kapital für den Augenblick?
21.10.2003, Magdeburg – 199
- Bildungsministerium
Kultusministerium - Pressemitteilung Nr.: 199/03
Kultusministerium -
Pressemitteilung Nr.: 199/03
Magdeburg, den 20. Oktober 2003
Olbertz: ¿Politisches Kapital für den Augenblick¿
¿An dem Schulgesetzentwurf der SPD-Fraktion
kann man sehen, wie Politik leider gelegentlich auch funktioniert. Die SPD
stellt Forderungen auf, die sie vor weniger als zwei Jahren mit gutem Grunde
selbst immer wieder abgelehnt hat. Die Forderung zum Beispiel, die schulischen
Mindest- bzw. Klassengrößen der Vorgängerregierung zu verringern, kann man nur
aufstellen, wenn man für die Unterrichtsversorgung nicht mehr verantwortlich
ist. Je mehr kleine Klassen wir im Land haben, desto härter schlägt gerade
dieses Problem an den Schulen durch. Schon jetzt gibt es ¿ übrigens in ganz
Deutschland ¿ einen besorgniserregenden Mangel an Fachlehrerinnen und
Fachlehrern, insbesondere für die Fächer Latein, Musik, Ethik und Religion,
teilweise aber auch schon in den Naturwissenschaften. Erst ab einer bestimmten
Schulgröße kann ein angemessenes Spektrum an Wahlfächern, Arbeitsgemeinschaften
und Förderkursen angeboten werden. Deshalb ist die Schulgröße nicht vom
Qualitätsanspruch einer guten Schule zu trennen. Ansonsten werden im
wesentlichen Spielräume verlangt, die die jetzige Verordnung bereits zulässt,
wie z.B. hinsichtlich der Jahrgangsstärken an Grundschulen, des
jahrgangsübergreifenden Unterrichts bzw.
der Zügigkeit von Sekundarschulen.
Mit ihren Forderungen versucht die
Opposition, aus der schwierigen demografischen Situation in unserem Land
politisches Kapital für den Augenblick zu schlagen. Sie unterschätzt die
kritische Öffentlichkeit, wenn sie darauf setzt, dass niemand ihre
Doppelzüngigkeit in der Schulreformdebatte bemerkt. Auch die sogenannte
Drittelparität in den Schulkonferenzen wurde von der SPD in ihrer
Regierungszeit bewusst nicht eingeführt. Danach sollen Lehrer, Eltern und
Schüler die gleichen Stimmenanteile in diesem Schulgremium haben. Ich frage
mich, wie wir die Schulen zu pädagogischen Kompetenzzentren ausbauen sollen,
wenn ausgerechnet die Gruppe der Lehrerinnen und Lehrer in der Gesamtkonferenz
zu einer Minderheit wird. In solchen Strukturen können unpopuläre Entscheidungen,
die manchmal unumgänglich sind, nicht mehr getroffen werden. Genau diese
Entscheidungsstrukturen aber gehören zu den Quellen des Reformstaus, der
gegenwärtig in allen Bereichen des öffentlichen Lebens in Deutschland
anzutreffen ist. Kein Unternehmen der Welt käme auf die Idee, die jeweils
höchstqualifizierte und hauptverantwortliche Gruppe in einen Minderheitenstatus
zu versetzen. Von Professionalisierung der schulischen Arbeit kann unter
solchen Bedingungen keine Rede sein.
Auch für die Stärkung der Schulprogrammarbeit
genügt ein Blick in den Erlass zur Entwicklung von Schulprogrammen an
allgemeinbildenden Schulen vom Mai 2003, um zu sehen, dass diese Forderungen
bereits erfüllt sind. Dasselbe gilt für das Qualitätsmanagement an Schulen, das
mit der Entwicklung der Bildungsstandards, von Vergleichsarbeiten, eines Pools
niveaubestimmender Aufgaben und den Schwerpunkten der Lehrerfortbildung vom
Kultusministerium längst initiiert wurde. Auch die Eltern-Schule-Verträge sind
in diesem Herbst zum ersten Mal an den Grundschulen des Landes praktiziert
worden. Diese Beispiele zeigen, dass der Gesetzentwurf in vielen Punkten der
Realität hinterherhinkt, auch wenn sich hier die Vorschläge der SPD-Fraktion
mit den Intentionen der Landesregierung treffen. ¿
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