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Harms: Profilbildung optimiert die Wettbewerbsfähigkeit der Hochschulstandorte / Stärkung der Leistungsfähigkeit ist eine Zukunftsaufgabe des Landes
01.03.2000, Magdeburg – 13
- Bildungsministerium
Kultusministerium - Pressemitteilung Nr.: 013/00
Magdeburg, den 1. März 2000
Harms: Profilbildung optimiert die Wettbewerbsfähigkeit der Hochschulstandorte / Stärkung der Leistungsfähigkeit ist eine Zukunftsaufgabe des Landes
Kultusminister Dr. Gerd Harms hat heute der Presse die Vorstellungen der Landesregierung zur Weiterentwicklung der Wissenschaftslandschaft in Sachsen-Anhalt vorgestellt.
Eine leistungsstarke Bildungs-, Wissenschafts- und Forschungslandschaft mit gut ausgestatteten Hochschulen und außeruniversitären Einrichtungen bezeichnete Harms als eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes. Das Vorhandensein attraktiver Hochschulen und wissenschaftlicher Einrichtungen sei entscheidend für die Innovations- und Entwicklungsfähigkeit einer Region, wirke sich unmittelbar auf die soziale, kulturelle und ökonomische Leistungsfähigkeit aus und schaffe insbesondere hochwertige Arbeitsplätze.
"Die Hochschullandschaft und die Struktur von außeruniversitären Forschungseinrichtungen Sachsen-Anhalts wurde im vergangenen Jahrzehnt erheblich umgestaltet und modernisiert.", sagte Kultusminister Harms. "Die Studierendenzahlen haben sich kontinuierlich erhöht, Personalkörper wurden erneuert, nicht zuletzt durch erhebliche Bau- und Geräteinvestitionen hat der Wissenschaftsbereich einen erheblichen Aufschwung erfahren." Sowohl bei der Umstrukturierung als auch in der Wachstumsphase der Hochschulen seien aber auch Entwicklungen eingetreten, die aus heutiger Sicht überdacht werden müssten.
Neben der Erfüllung der wissenschaftlichen Primäraufgaben gehöre folgendes zum Leitbild der Wissenschafts- und Hochschullandschaft Sachsen-Anhalt:
hochschul- und disziplinübergreifende Kooperation,
Qualitätssicherung durch Evaluation in Lehre und Forschung,
Reform der Hochschulfinanzierung durch Umstellung der titelgebundenen Mittelzuweisung auf eine leistungsorientierte Finanzierung, verbunden mit der Einführung flexibilisierter Formen der Hochschulhaushalte,
Internationalisierung von Bildung und Forschung z.B. durch die weitere Einführung von international ausgerichteten Studiengängen, stärkere Modularisierung und Einführung des "Credit-Point-Systems",
Förderung der Spitzenforschung,
Fortsetzung des Ausbaus der Hochschulautonomie,
Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Wissenschaft.
"Bei der gegenwärtigen Diskussion über die Konkurrenzfähigkeit der Hochschulen im nationalen und internationalen Vergleich wird immer deutlicher", so Harms, "dass differenzierte Lösungen für die Entwicklung der Fakultäten und Fachbereiche notwendig sind. Die Idee der Volluniversität, die alle relevanten Disziplinen und Fächer unter einem Dach vereint und diese gleichzeitig auf höchstem Niveau erhalten kann, ist heute kaum mehr mit Leben zu erfüllen. Vielmehr müssen die Universitäten die Chance zu einer Optimierung bestehender Potenziale ergreifen. Dies beinhaltet, dass sie auf der Basis ihrer Stärken Differenzierungen im Sinne von Schwerpunkt- und Profilbildungen vornehmen sowie durch Kooperation entsprechender Fächer auch universitätsübergreifend ihre Profile unterstützen."
"Die Zahl der Studierenden sowie der Studienanfängerinnen und Studienanfänger hat sich in den vergangenen Jahren nicht entsprechend der Erwartungen aus dem Jahr 1992 entwickelt.", so Minister Harms. "Derzeit sind an den staatlichen Hochschulen Sachsen-Anhalts 34.600 Studierende eingeschrieben. 7.500 Studienanfängerinnen und -anfänger haben 1999 ein Hochschulstudium im ersten Hochschulsemester aufgenommen. Die bisherige Planung sah 11.000 Studienanfänger vor, die in absehbarer Zeit aber nicht erreicht werden können."
Als Gründe für diese Abweichung nannte Harms zunächst die deutlich ausgeprägte Bevölkerungsabwanderung aus den neuen Ländern in der Folge der langsamen Angleichung der wirtschaftlichen Verhältnisse an die alten Länder. Weiterhin habe man eine höhere Bildungsbeteiligung erwartet, d.h., dass mehr junge Leute mit einer Hochschulzugangsberechtigung ein Studium an einer Hochschule des Landes aufnehmen.
"Diese Faktoren dürfen aber nicht den Blick für die Chancen verstellen, die wissenschaftliche Ausbildungsleistung auf hohem Niveau zu halten und Studierende für Sachsen-Anhalt zu gewinnen.", betonte der Kultusminister.
Nach Einschätzung von Harms wird der heute schon deutlich erkennbare Angleichungsprozess Sachsen-Anhalts an die Lebensverhältnisse der alten Länder auch zu einer Anpassung des Bildungsverhaltens mit einer Erhöhung der Studierquote, von derzeit 60% auf 70 - 75% der Hochschulzugangsberechtigten führen.
Daneben sieht der Minister auch für Sachsen-Anhalt eine große Chance in einer weiteren Internationalisierung des Studiums. Bund, Länder und Hochschulen arbeiteten an einem Maßnahmepaket, das durch die Einführung von international gebräuchlichen Abschlüssen, fremdsprachigen Studiengängen und Erleichterungen im Ausländerrecht die deutsche Hochschullandschaft von erheblichen Wettbewerbshemmnissen der Vergangenheit befreien soll. Sachsen-Anhalt müsse an diesen hochschulpolitischen Entwicklungen partizipieren. Besondere Chancen böten in diesem Zusammenhang die EU-Erweiterung und auch die zunehmenden Kooperationen mit den übrigen MOE und GUS-Staaten. Studierende dieser Länder, die bereits heute erhebliche Geldmittel für ein Studium in den USA oder Großbritannien aufwendeten, könnten und müssten über ein international kompatibles System auch für Sachsen-Anhalt gewonnen werden.
Die Landesregierung hält es vor dem Hintergrund dieses Spannungsfeldes zwischen Bevölkerungsrückgang und Zukunftsfähigkeit für sachgerecht, die in der Planung der Hochschulstrukturkommission von 1992 vorgesehene Zielzahl von 44.000 Studierenden für einen Zeitraum bis zum Jahre 2010 zu ändern und eine Zwischenzielzahl von 33.000 Studienplätzen für das Land Sachsen-Anhalt festzulegen. Dieses Zwischenziel hat zur Folge, dass die Universitäten auf 80% der Endausbauplanung festgelegt werden, während die Fachhochschulen bis zur ursprünglich geplanten 1. Ausbaustufe ausgebaut werden.
Unter dem Druck der neuen Anforderungen müssen, wie Harms weiter ausführte, neue Wege beschritten werden, um angesichts der tiefgreifenden Veränderungen der finanziellen, strukturellen und demografischen Rahmenbedingungen die Hochschulen leistungsfähig und konkurrenzfähig zu halten.
Als Ergebnis der notwendigen Umsteuerungsmaßnahmen wird eine Hochschullandschaft angestrebt, die die Fachgebiete stärkt, in welchen auch im nationalen und internationalen Vergleich Spitzenleistungen erbracht werden können und die in den nächsten Jahren die wirtschaftliche und wissenschaftliche Leistungsfähigkeit des Landes bestimmen. Durch Profilierung, konsequenten Ausbau und Weiterentwicklung vorhandener innovativer Potenziale kann die Attraktivität der Hochschulen über die Landesgrenzen hinaus gesteigert und noch mehr Studierende für Sachsen-Anhalt gewonnen werden.
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